Samstag, 5. Juli 2008

Medienpädagogik in der Jugendarbeit

Eine der zentralen Herausforderungen jeglicher Jugendarbeit dürfte darin liegen, den geeigneten Zugang zu Jugendlichen zu finden und in ihnen Interesse(n) zu wecken. Dass Medien dabei eine wichtige Rolle spielen (können), liegt eigentlich auf der Hand, auch wenn in erster Linie eine starkes Vertrauensverhältnis sowie funktionierende zwischenmenschliche Beziehungen als Erfolgsfaktoren genannt werden müssen. Dass die grosse Bedeutung von (Kommunikations-) Medien für Jugendliche - man denke etwa an Mobiltelefone, dich sich an den Schulen im Kanton Zürich (wie auch in allen anderen Kantonen) zum "Problemfall Handy" entwickelten - dabei als motivierendes Element für die Jugendarbeit eingesetzt wird, erscheint nur legitim und ist aus medienpädagogischer Sicht sicherlich sinnvoll.

Entsprechend überraschte die Vielfalt der Projekte und Möglichkeiten, welche anlässlich der beiden letzten Unterrichtstage des CAS Medienpädagogik vorgestellt wurden. Denn wie fast immer, wenn man sich mit einem neuen Bereich auseinandersetzt, ist im Vorfeld kaum zu erahnen - und waren mir schlichtweg unbekannt -, welche Ausprägungen und Aktivitäten in der Schweiz, aber auch im nahen Ausland, in dieser Hinsicht vorhanden sind. So begeisterte der Besuch des Goldacher Funtasy-Busses mit anschliessender Diskussion und Projektpräsentation durch dessen umtriebigen Leiter wie auch alle anderen anlässlich der Kurstage vorgestellten medienorientierten Jugendprojekte.

Wie eindrücklich und wichtig eine auch nur kurze praktische Medienarbeit für ein umfassendes medienpädagogisches Verständnis ist, bewies im weiteren Verlauf der Kurstage die Herstellung eines nur wenige Sekunden dauernden Trickfilms unter der kundigen Anleitung Arnold Fröhlichs, der den Einsatz von "Animationstechniken im Unterricht" in einer neuen Publikation propagiert. Dabei frappierte, wie schnell sich, bei entsprechend guter Vorbereitung durch die Kursleitung, überzeugende Ergebnisse einstellten zur Freude aller beteiligten Gruppenmitglieder. Eine kurze Recherche zum thematisch verbundenen Bereich des Daumenkinos ergab zudem, dass sich im digitalen Zeitalter ganz neue, quasi "umgekehrte" Möglichkeiten eröffnen, indem der US-Anbieter FlipClips bestehende Videos in Daumenkinos umwandelt - auch eine Form der Formatkonversion.

Die beiden Kurstage rundeten den CAS Medienpädagogik in gelungener Weise ab, und es gilt anlässlich dieses letzten Lernberichts allen Dozierenden, der Kursleitung sowie der Kursadministration von ganzem Herzen zu danken für die vielen neuen Impulse, Anregungen und Erkenntnisse in den vergangenen Monaten! Herzlichsten Dank!

Freitag, 23. Mai 2008

Dauerbrenner Projektmanagement

Beim Stichwort Projektmanagement erinnere ich mich immer wieder an eine Karikatur, die seit einiger Zeit im Internet herumgeboten wird und die mit aller Deutlichkeit die vielfältigen Probleme darzustellen vermag, die sich im Kontext von Projekten ergeben (können):
Ich glaube, ausnahmslos alle Menschen, denen ich diese Karikatur je gezeigt habe, mussten nach dem ersten Lachen bestätigen, dass Projekte "genau so" ablaufen würden und dass sie absolut vergleichbare Erfahrungen gemacht hätten. Doch woran liegt das? Mangelnde Ausbildung? Unzureichende Gewichtung der Thematik in Ausbildungsgängen? Ich denke nicht, gehören Organisationslehre und Projektmanagement heute doch meist zu den Grundlagenmodulen jedes praxisorientierten Studiengangs. Die Schwierigkeiten liegen meiner Ansicht nach aber in den folgenden Bereichen:
  • Viele Leute - auch wenn sie durchaus Führungsverantwortung tragen - sind nur gelegentlich mit Projekten konfrontiert. Dadurch ist es schwierig, sich den nötigen Erfahrungshintergrund aufzubauen und eine gesunde Routine bezügl. auch in Projekten wiederkehrender Elemente zu entwickeln.
  • Dadurch dass Projekte "neu" und "einmalig" sind, ist der mögliche Erfahrungsanteil immer erheblich geringer bzw. ist der Anteil an Unbekanntem und Unvorhergesehenem bedeutend grösser als bei wiederkehrenden Arbeiten, die zum Tagesgeschäft gehören.
  • Dieser Umstand erschwert weiterhin die Übertragbarkeit der in den Ausbildungen erworbenen theoretischen Grundlagen auf die Realität in der Praxis.
  • Schliesslich sind professionelles Knowhow und entsprechende Erfahrungswerte gerade im beruflichen Umfeld unseres CAS-Kurses, also Bildung/Soziales, noch unterentwickelt und es besteht ein gewisser Nachholbedarf.
So gesehen ist es sicherlich richtig und wichtig, die Abschlussprojektarbeit mit einem fachlich kompetenten Input bezüglich Projektmanagement zu unterstützen und zu begleiten. Wie unterschiedlich Projekte angepackt werden können, wurde anlässlich der Präsentationen zum Zwischenstand der Projektarbeiten mehr als deutlich, und manch ein Schwachpunkt zeigte Parallelen zu den in der vorangestellten Karikatur dokumentierten Beispielen.

Montag, 21. April 2008

Die Geschichte vom Geschichten Erzählen

Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden, ich habe sie am 18. und 19. April 2008 persönlich erlebt. Kommentare - frei jeglicher Verpflichtung - sind erwünscht und jederzeit willkommen.

Diese Geschichte beginnt nicht mit "Es war einmal..." - wozu auch, sie ist ja kein Märchen. Obwohl sie märchenhaft ist. So trafen sich vergangene Woche rund 20 Zeitgenossen - richtig: Zeit-Genossen, nicht Zeit-Geniessende - an der FH St.Gallen in Rorschach, um... ja, worum eigentlich? Nun, die Lernziele des Kurses versuchen, eine Antwort zu geben: ... um
  • einen kritischen Umgang mit Medien und Öffentlichkeit zu entwickeln,
  • Medienproduktion als lustvolles Arbeitsfeld zu entdecken,
  • den dramaturgischen Blick auf Ereignisse zu schärfen,
  • unterstützende Handlungsregeln für den Umgang mit Medien formulieren zu können,
  • anderen Personen Medienkompetenz zu vermitteln,
  • aus konkreten Geschichten Schlussfolgerungen zu ziehen.
Auch wenn diese Lernziele zweifelsohne erreicht wurden, waren sie letztlich nur ein Nebenprodukt. Denn unserem Dozierenden Mark Riklin, dem Landesvertreter des Vereins zur Verzögerung der Zeit, gelang das kleine grosse Wunder, durch die geschickte Schaffung von Zeitinseln, durch das grosszügige Verschenken von Zeit und durch das virtuose Spiel mit wohldosierten Rhythmusbrüchen das Alltagstempo der Anwesenden zu verringern, eine Entschleunigung herbeizuführen, den Genuss von Zeit (wieder) erlebbar zu machen.

Dieses kleine grosse Wunder wäre eigentlich ein Fall für die Meldestelle für Glücksmomente. Dass diese über unsere schnellen Medien nicht erreichbar ist, mag Zufall oder eher schon geniale Absicht sein:



Oder anders ausgedrückt: Wer für eine so wichtige Botschaft wie die Meldung eines Glücksmoments das Internet wählt, hat bezüglich des übermittelnden Mediums wahrlich einen Fehlgriff getan (und wieder schallt das Thesenglöckchen!).

Ob es gelingen wird, die erlebte Entschleunigung in den Alltag zu retten? Keinesfalls, wo denken Sie hin! Ist doch alles nur eine Geschichte, ein Märchen! Aber zwischendurch wird man ja noch träumen dürfen - für einen kurzen Moment - oder sogar für zwei geschenkte Tage... Danke...

Sonntag, 6. April 2008

Nicht viel Neues, und doch viel Überraschendes, ...

... so mein Fazit nach fünf intensiven Tagen der Medienproduktion. Gerüstet mit Grundkenntnissen in HTML und CSS sowie einer gewissen Erfahrung im Umgang mit CMS-Systemen war ich gespannt, einen Einblick in das vielgerühmte Joomla! zu erhalten.

Dabei zeigten sich einerseits viele Parallelen zu anderen CMS-Systemen, wie sie etwa auch beim Vergleich verschiedener Blog- oder Wikitools zu erkennen sind, die eine schnelle Eingewöhnung möglich machen, wenn man erst einmal mit der grundsätzlichen Funktionsweise eines solchen Systems vertraut ist. Gerade in der jetzigen Phase der Verbesserung der Usability ist bei vielen Softwareprojekten zu erkennen, dass es gewisse Elemente gibt, die sich standardähnlich durchzusetzen scheinen, und die sich im Interaktions-Repertoire zwischen Software und Benutzendem zu etablieren vermögen. Diesbezüglich ist es schon erstaunlich, welch hohen Grad an Benutzerfreundlichkeit und Professionalität Open Source Projekte heute erreichen, so dass wirklich immer weniger Gründe für den Einsatz kommerzieller Software sprechen. Auf der anderen Seite wurde im Rahmen des Kurses durchaus darauf hingewiesen, dass Joomla! mit der Version 1.5 aktuell in einer gewissen Krise steckt, was einmal mehr auch an die Grenzen solcher Projekte erinnert. Wie auch immer, durchaus beeindruckend fand ich die grosse Zahl an verfügbaren Erweiterungen, welche - soweit wir sie in der zur Verfügung stehenden Zeit ausprobieren konnten - durchwegs einen sehr guten Eindruck hinterliessen.
Durchaus vergleichbar stand die zweite Hälfte der Woche im Zeichen der Bild- und Filmbearbeitung, wobei wir uns hier auf die kommerziellen Produkte von Adobe verliessen. Klar, Adobe's Photoshop Elements nimmt als weit verbreitetes Bildbearbeitungsprogramm eine zentrale Stellung ein, doch warum nicht - gerade im Rahmen eines Medienpädagogikkurses - auch hier auf eine freie Open Source Lösung wie Gimp setzen?
Nun, beeindruckend an der ausführlichen Einführung in die Software sicherlich auch wieder der enorme Funktionsumfang, den solche Programme heute bieten. Bewusst sein muss uns dabei, dass uns heutzutage deswegen wohl kaum mehr eine unbearbeitete Aufnahme unter die Augen kommt, dass unsere Bilderwelten also immer manipulierte Realitäten darstellen - eine durchaus fragwürdige Errungenschaft, wie mir scheint...
Fast tröstlich danach die vielen technischen Probleme, welche bei der Filmbearbeitung mit Adobe Premiere auftauchten. Die Leistungsfähigkeit unserer Computer schien oft an ihre Grenzen zu kommen und es beeindruckt schon, welche Datenmengen auch nur bei einer kurzen Filmsequenz entstehen. Der sich abzeichnende Trend der Verlagerung zu webbasierten Anwendungen, den beispielsweise auch Adobe selber mit ihrem neuen Produkt Photoshop Express unterstützt, dürfte im Bereich der Filmbearbeitung auf Grund der Datenmengen deshalb noch etwas auf sich warten lassen. Ebenso liessen die entstandenen Filmproduktionen sehr gut erahnen, wie gross der Aufwand für einen professionellen Film sein muss, doch im Rahmen der zur Verfügung stehenden Zeit, waren die Ergebnisse doch ganz ansprechend und erfreulich.

Samstag, 23. Februar 2008

2 Tage didacta - genug für eine gewisse Ernüchterung in Sachen eLearning

Eben aus Stuttgart zurückgekehrt, wo ich gestern und heute je einen Halbtag an der Bildungsmesse didacta zugebracht habe, erscheinen meine Erkenntnisse aus dem Modul 3 unseres CAS in einem etwas anderen Lichte. So musste ich feststellen, dass die Anbieter "traditioneller" Medien wie Bücher und Printmedien aller Art sowie der verschiedensten physischen Lernobjekte aus Holz, Stoff oder Kunststoff von Besucherinnen - und auch Besuchern, wobei die Frauen eindeutig in der Überzahl waren (--> der LehrerInnenberuf mutiert immer mehr zum reinen Frauenberuf) - geradezu überschwemmt wurden, während es bei den Verlagen für Lernsoftware sowie Anbietern von Lernplattformen und IT-Lösungen im Schulbereich verhältnissmässig - oder besser "verdächtig"? - ruhig blieb. Dabei dürfte es nicht von der Hand zu weisen sein, dass die an der Messe überwiegend vertretene "mittelalterliche" LehrerInnengeneration beruflich noch ganz anders sozialisiert wurde und dass im Bereich der obligatorischen Weiterbildung für diese Lehrpersonen - hier spreche ich für die "Szene" in der Schweiz, die ich persönlich und als Ehemann einer schulischen Heilpädagogin einigermassen einzuschätzen vermag - nie entsprechend fundierte Programme angeboten wurden. Provokativ könnte man dabei durchaus die Frage stellen, ob die heutigen Kinder nicht von der "falschen" Generation ausgebildet werden... doch existierte diese Problematik zwischen Lehrern und Schülern nicht immer schon? Vermag unser Schulsystem wirklich den Kindern und Jugendlichen die Kompetenzen beizubringen, welche sie für ihre spätere Existenz in dieser Gesellschaft und Arbeitswelt dringend benötigen?

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift didacta, welche an der Messe breit gestreut wurde, findet sich ein Artikel, der von Akzeptanzsteigerung von eLearning (wenn auch im unternehmerischen Umfeld) handelt. Durchaus ein symptomatischer Titel also, der auf den Punkt hinweist, dass bei sehr vielen Menschen - oder gar bei fast allen? - Widerstände gegen eLearning vorhanden sind. Scheinbar "brauchen" wir die Bestätigung eines anderen Menschen, den richtigen sozialen Kontext, um zu lernen. Frappant zu sehen immer bei akut auftauchenden Office-Problem(ch)en im Gemeinschaftsbüro: statt dass sich der Kollege, welcher mit Formatierungsproblemen in Word kämpft, an die integrierte Software-"Hilfe" wendet, wird die Frage in die Bürorunde geworfen, was meist zu amüsanten - aber arbeitseffizienzfressenden - Diskussionen führt. Erklärbar ist dies womöglich durch die Prägung, wie wir als Kleinkind durch unermüdliche Nachahmung unserer Eltern und der Personen unseres Umfeldes "zu lernen lernen". eLearning deshalb ein Holzweg...? Nein, sicherlich nicht, doch wie so oft bei gehypten Entwicklungen sind wir auf dem Boden der Realität angelangt - was gar nicht so schlecht ist, kann und wird sich - davon bin ich überzeugt - eLearning auf dieser Basis nun doch zwar langsamer als gedacht, dafür adäquat und in den "richtigen" Bereichen, etablieren können.

Bezüglich Web 2.0 war's an der didacta noch ruhiger. Für mich erstaunlich, da ich Blogs und Wikis sowohl im Beruf wie auch im privaten Bereich vermehrt einzusetzen versuche und von den Vorteilen sowie Möglichkeiten immer mehr überzeugt bin. So arbeiten wir im medienverbund.phsg mit einem Blog als Kommunikationsinstrument für Aktualitäten, welche alle Mitarbeitenden betreffen; in einer Projektgruppe setzen wir einen Blog zur Projektdokumentation und -kommunikation für externe Projektpartner ein; und privat führe ich einen Fotoblog über unseren neuen Hund. Meist sind auch die Reaktionen auf diese Form der Kommunikation gut und die Akzeptanz scheint mir ein weniger grosses Problem zu sein als beim eLearning. Kurz vor dem Start stehen zudem zwei Wikis für das interne Wissensmanagement sowie im Bereich von Tutorials für unsere Medienwerkstätten.

Etwas weniger überzeugt bin ich vom Nutzen des kollektiven Taggings und von den Folksonomies, was aber in Zusammenhang mit meinem "bibliothekarischen" Hintergrund zu sehen ist. Während ein Tagging für die Datenverwaltung im privaten Bereich oder in kleinen Gruppen durchaus sinnvoll sein kann, so geht der Mehrwert - dies meine These - mit zunehmender "unkontrollierter" Nutzerzahl rapdie zurück, weil die meist zu unspezifischen Tags für die Bewältigung grosser Informationsmengen ungeeignet sind. Hier werden Recherchetreffer zur reinen Glückssache, von der Bewältigung der Informationsflut kann damit keine Rede sein. Ein Versuch übrigens mit einer gemeinsamen Literaturverwaltung, den wir an der HTW Chur aktuell durchführen, kämpft - siehe eLearning - bisher mit Akzeptanzproblemen...

Vielversprechender scheinen mir in diesem Zusammenhang Ansätze zu sein, welche Datenbereiche visualisieren (z.B. in Verbindung mit Topic Maps) und die Beziehungen zwischen Dokumenten aufzeigen. Erwähnt seien etwa Suchmaschinen wie Grokker oder KartOO, deren Konzepte man sich durchaus auch für eine persönliche Datenverwaltung vorstellen kann.

Abschliessend darf man wohl sagen, dass alle unsere Bemühungen in diesen verschiedenen Bereichen (hoffentlich) nur Übergangslösungen sein werden, denn letztlich sind wir doch auf der Suche nach einem Tool, das unsere Leben und unsere Arbeit so ähnlich wie Apple's visionärere Knowledge Navigator unterstützen wird. Spannend wird sein, inwiefern Medienkompetenz oder Medienpädagogik dazumal noch ein "Thema" sein werden bzw. sein müssen...

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Medientheorien - und wie sie sich an einem ganz normalen Sonntag auswirken

Bereits wenige Stunden nach den beiden Kurstagen über Medientheorien schien die Agenda-Setting-Theorie auf den Kopf gestellt worden zu sein, brachte doch die Sonntagszeitung - obwohl von bescheidener Auflage durchaus als "Massenmedium" zu bezeichnen - in ihrem Multimedia-Teil ein Interview mit dem Kriminologen und Ex-Justizminister Christian Pfeiffer über "Videospiele und ihre zersetzende Wirkung auf Buben".

Nun, die Hypothese, dass unsere kursinternen Diskussionen über Medienwirkungsforschung die Agenda der Sonntagszeitung beeinflusst hätten, ist natürlich mehr als gewagt und mit allergrösster Sicherheit von der Hand zu weisen. Evidenter ist jedoch, dass die Zeitung im Soge eines der Hauptereignisse der vergangenen Tage, nämlich der bis jetzt motiv- und absolut sinnlosen Erschiessung einer 16jährigen Lehrtochter durch einen 21jährigen Rekruten, der eben seine Ausbildung abgeschlossen hatte, nebst der gutschweizerischen Diskussion über Armeewaffen in der heimischen Putzkammer auch die (möglicherweise...) schädlichen Auswirkungen von Gewaltspielen thematisieren wollte.

Doch was beeinflusst unser Agenda-Setting, also die Themen, über welche wir tagsüber miteinander kommunizieren, mehr: das durch den gesellschaftlichen Kontext gegebene "Entsetzen" über ein Ereignis oder die durch solche Taten ausgelösten Medienhypes? Halt doch wieder die "Huhn und Ei"-Frage? Oder ein differenzierendes "es kommt halt drauf an"? Fest steht wohl einzig, dass die Massenmedien - längst aber nicht immer nur die! - einerseits als reiner "Sender" (womit wir den Bogen zu Shannon/Weaver schlagen können) oder "Verstärker" dienen, damit wir gewisse Meldungen überhaupt wahrzunehmen vermögen (oder wie wüsste ein Bonaduzer Bergler wie ich sonst von tödlichen Schüssen in Zürich...;-)), und dass sie natürlich in erheblichem Masse filternde Wirkung haben bezüglich der ins Unendliche strebenden Nachrichten(sint)flut - die Medien also als "Quasi-Arche", damit wir Normalsterblichen uns in diesen Fluten irgendwie über Wasser halten können.

Beim Distanzschuss des Rekruten musste ich aber auch an Virilio denken: die tödliche Kugel in unfassbar schneller Bewegung; nur einen Strich, einen Vektor beschreibend; die räumliche Wahrnehmung der durchflogenen Strecke zur Unkenntlichkeit verzerrt; einen "Nichtort" hinter sich lassend und nur einen Wimpernschlag an kostbarster Zeit - wir brauchen keine Raumplanungsämter mehr, sondern ein "Ministerium für Zeitplanung" (Virilio) - verbraucht, der über Tod und Leben entscheidet. Gerade dieses Beispiel mach jedoch deutlich, dass McLuhan wohl eigentlich Recht hat, dass in der Netzgesellschaft sowohl Ort als auch Zeit bedeutungslos werden.

Um diesen ersten Bericht abzurunden, will ich aber noch das titelgebende Zitat von Pfeiffer aufgreifen: "Die jungen Männer bringen es nicht mehr". Zum Glück bin ich nicht mehr jung, dachte ich da im ersten Moment. Letztlich reduziert sich eine solch pauschaliserende Aussage doch aber auf die Worte eines älteren Herrn, der ein wenig den guten alten Zeiten nachtrauert (früher war alles besser) und dem es schliesslich nicht gelingt, eine differenzierte wissenschaftliche Diskussion zu führen, da er Gegenargumente konsequent ausblendet bzw. bei Seite schiebt. So sei an dieser Stelle ein Lob der Sonntagszeitung ausgesprochen, welche in der gleichen Ausgabe und an gleicher Stelle einen die Aussagen relativierenden "Gegenartikel" platzierte ("Im Zweifelsfall nicht schuldig"; leider nicht online verfügbar) - im besten Sinne also hoch aggregierte Informationsvermittlung, wie wir uns dies immer von allen Medien wünschen würden, und ganz im Sinne der im Kurs besprochenen Thesen zur Medienwirkung.

Freitag, 9. November 2007

Lernzielvereinbarung von August Scherer-Hug

Lernerwartungen des Arbeitgebers (Organisation) an Sie im Hinblick auf Ihre Leitungs-/Führungsfunktion:
  • Die Pädagogische Hochschule St. Gallen (PHSG) hat den Anspruch, dass die Leitung ihres Medienverbundes, die für die Literatur- und Medienversorgung der gesamten PH sowie der Lehrpersonen des Kantons verantwortlich ist, über umfassende Medienkompetenz verfügt. Durch den Besuch dieses CAS sollen allfällig vorhandene medienpädagogische Defizite beseitigt werden.
  • Die PHSG erwartet, dass sich gewonnene Erkenntnisse nutzbringend im operativen Tagesgeschäft auswirken werden und dass die Entscheidungssicherheit bezüglich der strategischen Ausrichtung des medienverbund.phsg vergrössert wird.
  • Vertiefte Einblicke ins medienpädagogische Umfeld sollen zu einer gesteigerten Attraktivität des Jobprofils der Leitung des medienverbund.phsg beitragen - dies vor dem Hintergrund einer längerfristigen Personalbindung sowie einer generell aktiven Personalentwicklung.
Eigene Lernerwartungen im Hinblick auf Ihre Leitungs-/Führungsfunktion:
  • Im informationswissenschaftlichen Kontext spielen sämtliche Medienformen und deren Wirkung/Auswirkungen eine äusserst wichtige Rolle. Ich möchte meine diesbezüglichen Kenntnisse vertieft aus einer medienpädagogischen Perspektive betrachten, bestehendes Wissen weiter differenzieren und Erkenntnisse nutzbringend in die bestehende Lehr- und Forschungstätigkeit einbringen.
  • Die Lehrpersonen des Kantons SG bilden eine der wichtigsten Kundengruppen des medienverbund.phsg. Als dessen Leiter muss ich die aktuellen - und künftigen - medienpädagogischen Bedürfnisse dieser Kundengruppe genau kennen (bzw. anlässlich dieses Kurses genauer kennen lernen), um eine bedarfsgerechtes und attraktives Medienangebot sowie entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten anbieten zu können.
  • Anhand von "Selbstversuchen" wie diesem Blog möchte ich meinen bestehenden medialen Erfahrungshintergrund erweitern und in der Reflexion meines Mediennutzungsverhaltens einen bewussteren Umgang mit den zur Verfügung stehenden Medien unter Berücksichtigung der vorhandenen zeitlichen Ressourcen etablieren.
Lern- und Entwicklungsziele (Formulierung gemäss SMART-Regel):
  • Bis zum Ende des ersten Quartals 2008 habe ich in meinem beruflichen Umfeld drei Innovationen mit medienpädagogischem Hintergrund umgesetzt und meine Mitarbeitenden entsprechend darauf vorbereitet/herangeführt, dass sich mindestens die Hälfte des gesamten Teams aktiv und mit entsprechender Akzeptanz mit diesen Neuerungen auseinandersetzt.
  • Das Argumentarium für ein im Frühjahr 2008 vorzulegendes Konzept zum Einsatz von Medienwerkstätten im pädagogischen Umfeld soll durch im Kurs gewonnene Erkenntnisse massgeblich geäufnet werden und die Grundlage für eine erfolgreiche strategische Umsetzung bilden.
  • Erkenntnisse aus dem CAS Medienpädagogik fliessen ein in eine Lehrveranstaltung für künftige Informationswissenschaftler der HTW Chur im Frühlingssemester 2008 zur breiteren Sensibilisierung für medienpädagogische Aspekte.
Unterstützungsmöglichkeiten:
  • Durch die Zusammenarbeit mit Martin Hofmann in der gleichen Institution (PHSG) werden sich hoffentlich viele gegenseitige Unterstützungsmöglichkeiten bieten. Wichtig diesbezüglich wird sein, gemeinsame Vorstellungen und Vorgehensweisen zu entwickeln, um umfassendes medienpädagogisches Denken auf breiter Ebene verankern zu können.
Ort / Datum: Bonaduz, 29. November 2007

Unterschrift: